Rede des Stadtverordneten Patrick Schenk zu Antrag NR 245 der AfD-Fraktion („Die Kunst von Hermann Goepfert in Frankfurt (wieder) sichtbar machen“)
Frau Vorsteherin,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir sind noch weit vor Mitternacht, deswegen dachte ich mir, wir können heute den Antrag endlich behandeln und auch schnell beerdigen. Ich wollte ihn nicht noch einmal schieben. Das nächste Mal haben wir die Haushaltsberatungen und dann kommt die Sommerpause. Dann behandeln wir doch das Thema Hermann Goepfert hier und heute.
Einige von Ihnen wissen, dass ich immer bemüht bin, Söhne der Stadt Frankfurt, die in Vergessenheit geraten sind, sozusagen wieder zurück ins Leben zu rufen. Das war in der Musik bei mir sehr ausgeprägt mit Joachim Raff, Ferdinand Ries, Ferdinand Hiller und Otto Dessoff. Die Anträge wurden allesamt abgelehnt. Das kann man vielleicht nachvollziehen, es waren eben alte weiße Männer des 19. Jahrhunderts. Aber das ist bei Hermann Goepfert anders. Hermann Goepfert ist mit seiner Kunst ein Sohn der späten Sechziger- und Siebzigerjahre. „Licht ist Form“ lautete sein Credo und Goepfert war seiner Zeit, wie ich finde, unglaublich weit voraus.
Hermann Goepfert ist uns heute gegenwärtig mit seiner Brunnenanlage am Eschenheimer Turm, die ein sehr trauriges Dasein fristet. Die Älteren unter uns werden sich noch an die legendäre Klima-Stele im Nordwestzentrum erinnern, und einige können die Kunst im Foyer der Alten Oper noch bewundern. Herrmann Goepfert hat mit dieser Kunst im Grunde genommen das vorweggenommen, worüber wir heute lange geredet haben: Klima. Denn seine Kunst, zusammengesetzt aus Licht, Luft, Wasser und Metall, sorgt auch für gutes Stadtklima. Deswegen bin ich so traurig, dass seine Kunst heute ein so trauriges Dasein fristet und im Grunde genommen in Hallen lagert, was uns sehr viel Geld kostet, oder eben einfach verrottet, so wie am Eschenheimer Turm.
Goepferts Kunst würde sich heute im öffentlichen Raum aktueller machen denn je. Ich weiß nicht, wer von Ihnen manchmal durch die eine oder andere Stadt läuft, sicherlich, dort sieht man Kunst von lokalen Künstlern, die mit dieser Stadt verbunden sind. Nun kann man über Geschmack bekanntlich streiten. Ist etwas schön? Entspricht es der Ästhetik, die ich oder jemand anderes hat? Aber sie ist irgendwie immer mit dieser Gemeinde verbunden. Sie ist Ausdruck von Identität, von Stadt, von Stadtgeschichte und Stadtgesellschaft. Genau das trifft auf die Kunst Hermann Goepferts zu.
Deswegen richte ich meinen Appell an Sie und insbesondere an die Kulturdezernentin – wirklich ganz liebevoll und herzlich -: Erinnern Sie sich an diese Kunst der späten Sechziger-und Siebzigerjahre, die nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat. Wenn Sie unseren Antrag schon ablehnen, das können Sie ja machen, das ist okay, das würde mich – da schließe ich mich Frau Mehler-Würzbach an, die das Gleiche eben für den LINKEN.-Antrag gesagt hat – auch bei dem Antrag nicht jucken, aber bitte, bitte lassen Sie diese Kunst nicht verrotten! Geben Sie Goepfert wieder den Raum in unserer Stadt, den er einst hatte und den er verdient. Und so, wie viele voller Engagement für das Staatsangehörigkeitsrecht und das Wahlrecht für alle kämpfen, so, wie viele von Ihnen für das Klima kämpfen, so werde ich nicht müde, in dieser Wahlperiode für die Kunst Hermann Goepferts zu kämpfen.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!
(Beifall)